Philipp

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie du damals bei uns eingezogen bist. Da habe ich noch in Mosbach gewohnt und du warst der Fünfte im Bunde. Aus dem Tierheim Elztal habe ich dich mitgenommen. Dich und deine drei Brüder fand man in einer Scheune und hat euch dann ins Tierheim gebracht. Ihr vier saht alle ziemlich gleich aus, doch du hast mir am besten gefallen und so habe ich dich mitgenommen.

Henry, einziger Kater unter drei Katzenmädels, war ziemlich unglücklich. Die Mädels wollten so gar nichts von ihm wissen. Und so kamst du ins Spiel. Liebe auf den ersten Blick war es bei Henry. Und du mit deinem ausgeglichenen, sonnigen und liebevollen Gemüt hast dich sowieso mit jedem verstanden - ein Leben lang. Also, ward ihr beide, du und Henry, von der ersten Minute an beste Kumpels. Das blieb so, bis Henry vor ziemlich genau sechs Jahren seine letzte Reise angetreten hat.

Herrlich war es, wenn du und Henry euch jeden Abend gegenseitig ausgiebig geputzt habt, bis dir Henry eine "geputzt" hat, worauf es eine kurze Rauferei gab. Sogleich war alles vergessen und ihr ward wieder ein Herz und eine Seele. Gerne hast du auch Pintas Nähe gesucht, auch sie ist schon vor Jahren gegangen.

Täglich hast du all die Jahre über deine große Spielzeugmaus singend durch die Gegend getragen. Nur die durfte es sein, durch nichts war sie zu ersetzen. Fell hatte sie schon lange nicht mehr, aber das war dir egal. Es war deine Maus, sie war so alt wie du. Einmal, als Dieters Freund da war, und du wieder singend mit deiner Maus durchs Haus spazieren gingst, stimmte Manfred spontan in den Gesang mit ein. Das werde ich nicht vergessen, es war so schön. 

Ich weiß noch, wie wir dich im Februar 2017 aus der Justus-Liebig-Universitätsklinik für Veterinärmedizin in Gießen abgeholt haben. Du warst dort stationär für 12 Tage zur Radiojodtherapie wegen deiner Schilddrüsenüberfunktion gewesen. Du warst so glücklich und entspannt, wieder daheim zu sein. Die Therapie war erfolgreich verlaufen und du brauchtest kein Schilddrüsenmedikament einzunehmen. Und bis auf eine Zahnsanierung im Dezember 2017 bei Herrn Dr. Eickhoff in Weissach waren keine weiteren tierärztlichen Behandlungen bei dir erforderlich gewesen. Dein Blutdruck- und Herzmedikament bekamst du zuverlässig all die Jahre über. Und nun hätte ich fast die physiotherapeutische Behandlung durch Frau Möller aus Künzelsau wegen deiner Hüftgelenksarthrose, die extra für dich zu uns nach Hause kam, vergessen.

Mit Freude und Begeisterung hast du dein Eintagsküken gevespert. Und das, obwohl du die ersten zehn Jahre deines Lebens überwiegend Trockenfutter bevorzugt hast. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass auch ich zunächst euch Katzen nicht artgerecht gefüttert, der Werbung, Futtermittelindustrie etc. vertraut habe, ohne dies zu hinterfragen. Nichtsdestotrotz konnten wir dich nach all der Zeit vor knapp 12 Jahren auf Barf und Futtertiere umstellen.

Nur die letzten Tage mochtest du dein Eintagsküken nicht mehr essen und auch sonst haben dir die Mahlzeiten nicht mehr so richtig geschmeckt. In der letzten Zeit hat dir Dieter das Eintagsküken noch zerteilt, da dir das Zerlegen des Kükens zu schwer gefallen ist, ein paar Tage lang hast du noch in mundgerechte Stücke geschnittene Maus gefuttert, ab Sonntag jedoch wolltest du dann gar nichts mehr essen. Wir konnten dich noch kurze Zeit mit der Spritze füttern, aber ab Montagabend hast du dich geweigert, Nahrung aufzunehmen.

Das Wassertrinken hast du dann gestern Nachmittag eingestellt und es war klar zu erkennen, dass auch du dich auf den Weg gemacht hast. Den bist du dann ganz alleine in deinem eigenen Tempo zuhause mit unserer Unterstützung gegangen. Und heute früh konnte deine Seele ihren grobstofflichen Körper verlassen.

Es waren wunderschöne Jahre mit dir, ich werde dich nie vergessen, Philipp.