Manch einer von euch erinnert sich vielleicht noch an unsere blinde Trinity, die aufgrund ihres Handicaps im Alter von nur sechs Wochen hätte eingeschläfert werden sollen. Wäre da nicht dieser Tierarzt gewesen, der es nicht über das Herz brachte, der Kleinen ihr noch so junges Leben zu nehmen und stattdessen einen Platz für Trinity gesucht hat. Und so kam sie im Juni letzten Jahres mit knapp sieben Wochen zu uns.
Trinity litt an einem massiven Symblepharon beidseits, wie man es i.d.R. nur bei herrenlosen Tieren antrifft. Durch eine Bindehautentzündung, hauptsächlich verursacht durch das feline Herpesvirus 1 und das feline Calicivirus, und der dadurch hervorgerufenen starken Fibrinausschwitzung kann es bei Katzenwelpen zu einem Zusammenwachsen der Bindehaut des Lides und der Bindehaut des Augapfels - einem Symblepharon - kommen. Beide Virenarten sind die häufigsten Auslöser eines Katzenschnupfens. Von ihren Geschwistern war Trinity am schlimmsten von dem Katzenschnupfen, an dem der ganze Wurf erkrankt war, betroffen.
Trinitys erster Tag in ihrem neuen Zuhause
Eine Sonographie Trinitys Augen am 08.11.2016 bestätigte nicht die Befürchtung des Tierarztes, die vordere bzw. hintere Augenkammer könnte ganz oder teilweise ausgelaufen sein. Die Überweisung an eine Tierklinik für eine Elektroretinographie (ERG) folgte. Bei einem ERG wird gemessen, inwiefern die elektrischen Impulse, die durch Lichtreize in der Netzhaut entstehen, an das Gehirn übertragen werden. Am 01.12.2016 stellten wir Trinity in einer Stuttgarter Klinik vor. Nach eingehenden Untersuchungen wurde uns die Option einer Augenoperation eröffnet. Ein ERG war nicht erforderlich gewesen und so konnten wir Trinity die dafür notwendige Sedierung ersparen.
Die nachfolgenden beiden Bilder wurden vom behandelnden Arzt der Stuttgarter Tierklinik vor der Operation gemacht. Die Hornhaut beider Augen war nahezu lückenlos mit pigmentierter Bindehaut überwuchert.
linkes Auge
rechtes Auge
Am 13.12.2016 brachten wir Trinity wieder nach Stuttgart in die gleiche Klinik, wo sie an den folgenden beiden Tagen operiert worden ist. Die Operation ausgedehnter Symblepharen gilt wohl als eine der mühsamsten und oft undankbarsten Aufgaben. Das Lösen der Verwachsungen der Bindehaut (Symblepharonlösung) erfolgt in schweren Fällen mit einem Skalpell, die Bindehaut samt der obersten Schicht der Hornhaut werden abgetragen. Die Rezidivquote ist sehr hoch, vieles hängt auch von der Nachsorge ab.
Trinity kurz vor ihrer stationären Aufnahme
Die Prognose für das rechte Auge ist allerdings nicht so gut, da beim Abtragen der Bindehaut eine auf der Hornhaut liegende Blase geplatzt ist. An dieser Stelle musste die Bindehaut auf der Hornhaut festgenäht werden, um ein Auslaufen des Auges zu verhindern.
Nach der Operation entstand das folgende Bild. Iris und Pupille sind nun schön zu sehen.
linkes Auge unmittelbar postoperativ
Nach einer Woche Klinikaufenthalt konnte ich Trinity endlich wieder abholen. Die Nachsorge gestaltet sich aufwändig. Momentan müssen wir neunmal täglich ihre Augen salben und tropfen, einmal am Tag müssen sie gespült werden. Dreieinhalb Wochen nach der Operation bildete sich ein Ekzem um beide Augen. Aktuell hat Trinity eine Entzündung rechts und links ihrer Nase. Antibiotikum und Metacam sind wieder ihr täglicher Begleiter. Ihre Halskrause durfte ich gestern nach fünf Wochen des Tragens in den Schrank räumen. Hals und Brust sind nun haarlos durch den Leckschutz. Einmal die Woche fahre ich mit Trinity zur Kontrolle ihrer operierten Augen.
Trinity mit Leckschutz am 22.12.2016
Trinitys erster Tag ohne Halskrause nach fünf langen Wochen
Die Nachsorge wird wohl noch viele Wochen andauern und es bleibt zu hoffen, dass alles gut verläuft, die Schmerzen und Geduld was Trinity anbelangt einerseits und die Mühen und die ganzen Kosten andererseits nicht für die Katz waren. Die behandelnde Tierärztin ist mit dem aktuellen Heilungsverlauf zufrieden. Trinity kann nun sehen, vor der Operation war sie blind. Sie schaute ständig auf einen schwarzen Vorhang.
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